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Anforderungsprofil eines Trainers und Trainer-Spieler-Beziehung

In einem vergangenen Beitrag [1] haben wir über die verschiedenen Trainerstile im Fußball berichtet. Doch über welche Fähigkeiten muss ein Trainer unabhängig seines Stils verfügen? Wie sieht das Anforderungsprofil eines modernen Trainers aus?

TalkTics zeigt euch, welche Kompetenzen eines Trainers in der Sportwissenschaft unterschieden werden und wie die Trainer-Spieler-Beziehung aussehen sollte.

Die Kernkompetenzen eines Trainers
Hotz (2000) unterscheidet drei Kernkompetenzen eines Trainers. Das sportartbezogene Fachwissen beinhaltet die Selbstreflexion, die regelmäßige Teilnahme an Fortbildungen und das Wissen über den aktuellen Stand der Trainingswissenschaft. Das pädagogisch-psychologische Fachwissen ist notwendig, um den Sportler zwischenmenschlich möglichst gut zu betreuen. Die dritte Kompetenz, das didaktisch-methodische Fachwissen, dient der wirksamen Vermittlung von Lerninhalten.

Eine nahezu identische Unterteilung zum Anforderungsprofil eines Trainers nimmt Weineck (2007) vor. Er spricht aber von der Sachkompetenz, der psychosozialen Kompetenz sowie der trainingswissenschaftlichen Kompetenz.

Auch Klöckner (2000) unterscheidet die Anforderungsgebiete sehr ähnlich. Zusätzlich zur Fach- und Methodenkompetenz und zur personalen und sozialen Kompetenz spricht er von der Lern- und Medienkompetenz, um stetig an die aktuellsten Erkenntnisse im Fachbereich angepasst zu sein.

Die Trainer-Spieler-Beziehung
Diesen drei Unterteilungen ist gemein, dass neben dem sportartspezifischen Know-how auch zwischenmenschliche Fähigkeiten gefragt sind. Eine logische Konsequenz, wenn man bedenkt, dass nach Baker et al. (2000) eine negative persönliche Beziehung zwischen Trainer und Spieler mit vermehrtem Auftreten von Angst beim Athleten zusammenhängt.

Jowett (2005) unterscheidet eine effektive Beziehung zwischen Trainer und Spieler von einer erfolgreichen Beziehung. Die erfolgreiche Beziehung kennzeichnet sich durch eindeutigen normativen Erfolg. Die effektive Beziehung dagegen beinhaltet sowohl eine positive Entwicklung und ein positives Wachstum in der Rolle des Spielers und Trainers, aber auch in der Rolle des Menschen. Förderlich sind dabei Eigenschaften wie Empathie, Ehrlichkeit, Unterstützung, Kooperation, Respekt, Freundlichkeit und Fürsorglichkeit. Unzweckmäßig sind dagegen mangelndes Interesse, Täuschung, Feindseligkeit oder Ausnutzung.

Das „3 C’s conceptual model“ (Jowett, 2005) beschreibt drei Variablen, die die Qualität einer Trainer-Spieler-Beziehung bestimmen. Unter der closeness (Nähe) versteht man hierbei die emotionale Beziehung zwischen den beiden Parteien. Vertrauen, Respekt und Anerkennung fördern eine positive und effektive Beziehung. Commitment (Engagement) meint die Bereitschaft, die Beziehung über die Zeit hinweg zu pflegen und aufrechtzuerhalten. Die complementarity (Komplementarität) beschreibt inwiefern die Beziehung kooperativ und effektiv ist. Eine hohe Komplementarität liegt vor, wenn Trainer und Spieler freundlich, empfänglich und willig für Interaktionen sind.

Fazit: Sportartspezifische Kompetenzen (Methodik und Fachwissen) gehören zum Anforderungsprofil eines jeden Trainers. Ein ganz entscheidender Faktor, der häufig vernachlässigt wird, ist die zwischenmenschliche Kompetenz. Ein Trainer sollte sich um seine Spieler kümmern, sich für sie interessieren und deren Meinung respektieren. Ein entscheidender Schritt, um die Trainer-Spieler-Beziehung zu pflegen, können persönliche Gespräche sein (z.B. durch den 1-Minute-Talk [2]). Damit vermittelt der Trainer dem Spieler ein Gefühl von Anerkennung und Wichtigkeit, gleichzeitig kann er durch Ehrlichkeit für Transparenz (z.B. in Bezug auf sportliche Entscheidungen) sorgen. Wenn auch die Spieler für die regelmäßige Kommunikation mit dem Trainer offen sind und gleiche Eigenschaften an den Tag legen (Ehrlichkeit, Respekt…), profitieren beide Seiten dieser Beziehung.

Baker, J., Côté, J., & Hawes, R. (2000). The relationship between coaching behaviours and sport anxiety in athletes. Journal of Science and Medicine in Sport, 3(2), 110-119.

Hotz, A. (2000). Coaching – die hohe Schule in Training und Wettkampf (Vol. 11). Münster.

Jowett, S. (2005). The coach-athlete partnership. The psychologist, 18(7), 412-415

Klöckner, W. (2000). Wissen-Schaffen in einer neuen Denkkultur. Wie erwerben Trainerinnen und Trainer psychologische Kompetenz. Sportpsychologie in Bewegung: Forschung für die Praxis, 119-124.

Weineck, J. (2007). Optimales Training : leistungsphysiologische Trainingslehre unter besonderer Berücksichtigung des Kinder- und Jugendtrainings (15. Aufl. ed.). Balingen: Spitta.