Trainingsreihe: Einlaufverhalten in die Box (Theorie)

„In die Box, in die Box!“, „Box besetzen!“, „Kreuzen!“
Typische Sprüche die oft von Trainern an der Seitenlinie im Spiel reingerufen werden. Doch sind sie auch sinnvoll? Und vor allem was bringen sie?
Talktics präsentiert euch heute den Start der Trainingsreihe „Einlaufverhalten in die Box“, in der wöchentlich ein neuer Beitrag mit theoretischen Inhalten und/oder Übungsbeispielen für die Praxis veröffentlicht wird. Thematisch geht es dabei speziell um das Einlaufverhalten der Stürmer und offensiven Mittelfeldspielern bei einer Hereingabe vom Flügel.

Starten wollen wir heute mit einer theoretischen Hinführung und den Grundlagen, um was es in dieser Trainingsreihe gehen soll:
Die Ausgangssituation ist in diesem Fall immer die gleiche. Durch ein gewonnenes 1 vs. 1 Duell auf dem Flügel, oder einem Kombinationsspiel, schafft es der offensive Flügelspieler/Außenverteidiger auf die Grundlinie, oder kann diagonal vom Flügel in den 16er eindribbeln.
Der Außenverteidiger des Gegners ist überspielt, der Spieler mit Ball hat also freie Bahn, wird aber vom überspielten Gegner verfolgt und muss daher schnell den Ball vors Tor bringen. Im Zentrum laufen Offensivspieler ein und die Restverteidigung des Gegners versucht das Tor zu verteidigen.

Die Frage die sich nun stellt: Wie laufen die offensiven Spieler am sinnvollsten und auch effektivsten ein, um ein Tor zu erzielen?

Weit verbreitet ist in diesem Fall der Grundsatz „Kreuzen“. Ein klassisches Kreuzen zweier Stürmer um den Gegner in die Situation zu bringen sich entscheiden zu müssen, ob sie mit dem Mann mitgehen oder sich für eine Übergabe entscheiden um an Mann zu verteidigen.
Doch geht das auch in der Praxis? Die Wahrheit: Nein. Wie schon beschrieben, hat der Spieler mit Ball hohen Gegnerdruck und muss den Ball schnellstmöglich vors Tor bringen. Es resultiert für die Stürmer ein simples Zeitproblem. Die Zeit reicht nicht aus um die Laufwege zu kreuzen, d.h. es muss eine schnellere Lösung gefunden werden.
Eine Lösung bieten dabei direkte und klare Laufwege. Doch wohin und in welchen Raum?
Ein ebenfalls weit verbreiteter Grundsatz in diesem Kontext: „Kurzer Pfosten muss immer besetzt sein“. Das würde heißen, einer der Stürmer muss immer „kurz“, zum ersten Pfosten durchlaufen. Oftmals soll dieser Spieler einen Gegner binden um einen anderen Raum frei zu ziehen, der dann für den erfolgreichen Abschluss dienen soll. Problematisch dabei ist aber die Tatsache, dass der Stürmer der auf den kurzen Pfosten läuft sich selbst in eine schlechte Abschlusssituation bringt. Sein Winkel zum Tor ist sehr spitz, er muss meist über das Standbein abschließen und befindet sich zudem genau im Blickfeld des Verteidigers, der ihn noch blocken kann.
Wie sieht dann also eine sinnvolle Boxbesetzung aus?

Talktics präsentiert euch dazu einen Ansatz, der sich an den Prinzipien „In den Rücken des Gegners kommen“ und „TTT-Timing, Tempo, Torerfolg“ orientiert und folgendes beinhaltet:
– die Grundsituation beinhaltet ein Einlaufen von genau zwei Offensiv-Spielern
– Dabei versuchen die Spieler auf direkten (und damit schnellsten) Weg die zwei markierten Räume in der Grafik zu belaufen

Ziel soll es sein, in diesen Räumen zu einem möglichen Torabschluss zu kommen. Dabei geht es vor allem um das Prinzip „In den Rücken des Gegners kommen“. Beide Spieler sowohl der im Rückraum, als auch der Spieler am langen Pfosten bewegen sich im Rücken der Verteidigung, da diese sich immer in Richtung Ball orientiert und gegebenenfalls so die offensiven Spieler aus den Augen verlieren. Hinzu kommt, dass die Verteidigung (im Optimalfall nur ein Spieler) vor eine Entscheidung gestellt wird. Entweder der Spieler verteidigt den direkten Passweg zum langen Pfosten, dann wird der Pass in den Rückraum frei, oder er verteidigt den Rückraum, dann wird der Pass auf den Spieler am langen Pfosten frei.
Auch die Abschlusssituation für die beiden offensiven Spieler ist gut. Beide Spieler haben das Tor vor sich und der Ball kommt von der Seite. Sie können so also auf das ganze Tor frei abschließen.
Auf direktem und somit schnellsten Weg, kommen so also zwei Offensiv-Spieler in gute Abschlusssituationen, mit einer großen Chance auf Torerfolg.

Im nächsten Beitrag zur Trainingsreihe „Einlaufverhalten in die Box“, geht es dann um das Prinzip „TTT-Timing-Tempo-Torerfolg“ in Verbindung mit den ersten Praxisübungen für euer Training.