Trainieren mit Spielprinzipien – Wie vermittle ich eine Spielphilosophie?

Im heutigen Beitrag zum Bereich Coach`s Corner soll es um Vermittlungskonzepte einer Spielphilosophie gehen. Inhalte sind dabei Spielprinzipien mit denen sowohl theoretisch als auch praxisnah gearbeitet werden kann.

Eine wichtige Aufgabe eines Cheftrainers ist das Vermitteln einer Spielphilosophie, die die Mannschaft am Wochenende auf dem Platz umsetzt. Ob diese defensiv oder offensiv orientiert, eigens vom Trainer entworfen, oder vom Verein vorgegeben, auf viel Ballbesitz oder schnelles Konterspiel ausgelegt ist, ist dabei grundsätzlich zweitrangig. Wichtig ist, dass das Trainerteam die Spielphilosophie ausgearbeitet und gut durchdacht hat und diese dann transparent an jeden Spieler vermittelt wird.
Grundsätzlich gestaltet sich das Vermitteln einer Spielphilosophie als eine große Herausforderung für einen Trainer, da er viele Einflussfaktoren, wie zum Beispiel die Kaderqualität, das Spielverständnis der Spieler und auch Gegner und Ligazugehörigkeit berücksichtigen muss. Dazu kommt, dass sich die 90 Minuten (im Nachwuchsbereich auch 70 oder 80 Minuten) sehr komplex gestalten und sich Spieler immer wieder auf neue Spielsituationen einstellen müssen.
Versucht ein Trainer nun der Mannschaft die Spielphilosophie zu vermitteln muss er es schaffen, dass jeder Spieler in jeder neuen Spielsituation weiß, was er zu tun hat. Diese Aufgabe gestaltet sich als sehr komplex und in der Theorie jede mögliche Spielsituation durchzusprechen und eine Lösung vorzugeben ist nicht sonderlich effektiv und schwer umsetzbar.
Die Idee für eine effektive Vermittlung ist nun das Erarbeiten von Spielprinzipien, die sich an der Spielphilosophie orientieren.

In der Praxis bedeutet dies zuerst, dass ein Einteilen des Spiels in zwei verschiedene Spielsituationen nötig ist:

Spielsituation 1: Gegner im Ballbesitz
1.1 Eigenes Team geordnet
1.2 Eigenes Team ungeordnet


Spielsituation 2: Eigener Ballbesitz
2.1 Gegner geordnet
2.2 Gegner ungeordnet


Auf Basis dieser zwei Spielsituationen lassen sich dann Spielprinzipien für das Offensivspiel und das Defensivspiel erarbeiten um diese der Mannschaft zu vermitteln.

Beispiel für Offensive Spielprinzipien:

1. Über die Ballsicherheit konsequent Tore erzielen
– Vor dem eigenen Tor den Ball sichern
– Vorne viel Mut und Effizienz

2. Räume im Rücken des Gegners erkennen und nutzen!
– Angreifer müssen Aktionsräume im Rücken der Defensivspieler anlaufen und bespielen

Beispiel für Defensive Spielprinzipien:

1. Je näher zum eigenen Tor, desto näher am Gegenspieler
– für ein aktives Verteidigen des eigenen Tors, ist nähe zum Gegner gefragt

(Auszug aus dem Sportlichen Leitbild vom Deutschen Fußball Bund, 2019)

Diese Spielprinzipien können auf die jeweilige Spielphilosophie angepasst und zugeschnitten werden. Im Eigentlichen beschreiben sie aber Verhaltensmuster, die die Spieler verinnerlichen. Nun muss der Trainer nicht jede einzelne Spielsituation in der Theorie ansprechen sondern ein Spieler orientiert sich in allen Spielsituationen an den vorgegebenen Prinzipien.
Das Vermitteln selber erfordert immer eine gewisse theoretische Einführung für die gesamte Mannschaft. Am besten kann dies im Zuge einer Mannschaftsansprache oder Videoanalyse durchgeführt werden.
Die eigentliche Arbeit mit den Spielprinzipien erfolgt dann aber praxisorientiert auf dem Trainingsplatz.
In der Trainingsgestaltung können dann Übungen ausgewählt werden, die Spielprinzipien bearbeiten und auf dem Platz dann auch aktiv gecoacht werden.

Ein Beispiel aus der Trainingspraxis:
Die hier vorgestellte Spielform „Sanduhr – Umschaltspiel“ kann optimal für das offensive Spielprinzip “ Über die Ballsicherheit konsequent Tore erzielen“ genutzt werden. Die beiden Innenverteidiger spielen zusammen mit dem eigenen Torspieler auf Ballbesitz vor dem eigenen Tor. Sobald der Ball auf die drei offensiven Spieler gespielt wird, gilt für diese Mut und Effizienz um schnell zu einem Torerfolg zu kommen.

Fazit: Spielprinzipien vereinfachen das Vermitteln einer einheitlichen Spielphilosophie. Die in diesem Beitrag vorgestellten Prinzipien sind nur beispielhafte Möglichkeiten, hier soll und darf jeder Trainer kreativ sein und seine eigene Philosophie hinterfragen und erarbeiten, welche Prinzipien dafür wichtig sind.
Wichtig ist, dass nicht zu viele Prinzipien vorgestellt werden und Spieler nicht mit dem theoretischen Input überfordert sind.
Zudem dürft ihr Trainer nicht vergessen:
Lasst eure Spieler selbst Kreativ sein und Lösungen finden!