Auslaufen nach Belastung – wirklich sinnvoll oder doch überflüssig?

Schon jahrelang sieht man Fußballmannschaften nach einem Spiel gemeinsam Auslaufen. Ein lockerer und entspannter Lauf für die gesamte Mannschaft, die Spieler reden miteinander, einige haben ihre Schuhe ausgezogen. Für viele Spieler und vor allem Trainer eine Selbstverständlichkeit, doch wie sinnvoll ist Auslaufen nach einer Belastung wirklich? Was passiert im Körper der Spieler und kann dieser Effekt auch anders erreicht werden?

Durch die intensiven Trainings- und Wettkampfbelastungen kommt es bei den Spielern in verschiedenen Funktionssystemen, wie dem Herz-Kreislauf-System, dem Muskelsystem und dem Nervensystem zu starken Ermüdungen und Stress. Folgend ist eine Phase der Regeneration für die Spieler unabdingbar um für die nächste Trainingseinheit oder auch das nächste Saisonspiel wieder voll leistungsfähig zu sein.
Weineck hat im Jahr 1998 anhand der Kreatinkinase und Harnstoffkontrolle folgende Richtwerte für Regenerationszeiten erforscht:

  • Schnelligkeitstraining (kurze Sprints) = 16 h
  • Intensive Ausdauerbelastung (30/45 Min. 7vs7) = bis 48 h
  • Wettkampfbelastung (Pflichtspiel) = bis zu 72 h

Erstrebenswert ist also eine aktive Regeneration um die Regenerationszeiten bei den Spielern zu verkürzen (nach Weineck, 1998).

Wie schon zuvor beschrieben, existiert in diesem Kontext das Auslaufen als probates Mittel um eine aktive Regeneration unmittelbar nach Beendigung der Belastung zu starten. Grundlage dieser Annahme ist die Tatsache, dass niedrigintensive, aerobe Bewegungsformen nachweislich den Laktatabbau im Vergleich zu einem passiven Verhalten nach Belastung beschleunigt (Thiriet et al., 1993). Diese Erkenntnis legitimierte das Auslaufen nach Belastung und wird deshalb von sehr vielen Mannschaften aktiv betrieben.

Kritische Betrachtung des Auslaufen

Der zeitliche Unterscheid zum Abbau des Laktat ohne aktive Regenerationsmaßnahmen beträgt nur wenige Minuten und hat daher keine große Auswirkung auf eine  Trainings- oder Wettkampfbelastung in den darauffolgenden Tagen. Entscheidender ist die Tatsache, dass Aktive Regeneration (wie das Auslaufen unmittelbar nach Belastung), trotz der niedrigen Intensität, Belastung für den Körper bedeutet und die Muskelglykogenspeicher weiter reduziert werden. Ein passives Regenerationsverhalten wirkt sich dagegen positiver auf die Wieder-herstellung der Glykogenspeicher aus.
Die aktiven Regenerationsmaßnahmen sollten sich also nicht wie zunächst vermutet auf die unmittelbare Zeit nach Spiel oder Training begrenzen, sondern vielmehr ein fester Bestandteil des Trainingsalltags bis zur folgenden intensiven Trainings- oder auch Wettkampfbelastung sein. Ein regeneratives Cool-Down mit einem Auslaufen oder auch einem Streching sollte als separate Trainingseinheit frühestens zwei bis drei Stunden nach Belastung oder am Beginn der Trainingseinheit am Folgetag durchgeführt werden (Schlumberger 2006).

Fazit: Aktive Regeneration ist eine sinnvolle Möglichkeit um nach einer Belastung die Regenerationszeit der Spieler zu beschleunigen. Ein klassisches Auslaufen unmittelbar nach Belastung sollte aber, aufgrund der metabolischen Belastung, nicht durchgeführt werden, sondern erst am Folgetag einen festen Bestandteil der regenerativen Trainingseinheit bilden!

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