Pressingzonen II: Das Mittelfeldpressing

Nachdem wir kürzlich die Vor- und Nachteile des Angriffspressings dargestellt haben, möchten wir heute auf die zweite Pressingzone eingehen: Das Mittelfeldpressing.
Das Mittelfeldpressing ist aufgrund der ausgewogenen Balance von Abwehr und Angriff die wohl beliebteste Pressingvariante im Amateur- und Profifußball. Wir stellen euch kurz und knapp die Stärken und Schwächen des Mittelfeldpressings vor.

Anmerkung: Die Zonen in der Abbildung kennzeichnen nicht die Positionierung der Mannschaft, sondern die gewünschte Zone der Balleroberung!

Positionierung:
Die Abwehrkette positioniert sich von der Mittellinie betrachtet etwa 20-25 Meter in der eigenen Hälfte, während die Angreifer je nach Trainervorliebe 15-25 Meter in der gegnerischen Hälfte agieren. Häufig wird der Mittelkreis als Orientierung genutzt. Entsprechend der Positionierung der Mannschaft besteht das Ziel darin, den Ball in der Mittelfeldzone (siehe Abbildung) um die Mittelinie herum zu erobern. Dazu ist ein ballorientiertes Verschieben bei Halten der Höhe (vor allem die Verteidigung!) und ein aggressives Attackieren, sobald die Mittelfeldzone bespielt wird, unabdingbar.

Vorteile:

  • Kompakter Mannschaftsverbund in der Spielfeldmitte
  • weniger laufintensiv als das Angriffspressing
  • Der Ort der Balleroberung kann gut gesteuert werden (indem die eigenen Offensivspieler ins Zentrum oder nach außen lenken)
  • bei Ballgewinn kann schnell in die Tiefe (hinter die gegnerische Abwehrkette) gespielt werden
  • Gegner „relativ“ weit weg vom eigenen Tor

Nachteile:

  • Die Gegner können zunächst das Spiel steuern, weil sie im Spielaufbau nicht konstant unter Druck gesetzt werden
  • anfällig für lange Bälle über die relativ hohe Abwehrkette
  • Abwehr neigt häufig dazu, zu tief zu stehen oder sich aus Angst vor einem langen Ball fallen zu lassen Kompaktheit zwischen Abwehr, Mittelfeld und Angriff geht verloren Zwischenräume können bespielt werden

Fazit: Das Mittelfeldpressing ist die häufigste Pressingvariante und besticht durch die Positionierung im Mittelfeldbereich, wodurch das defensive Risiko gegenüber dem Angriffspressing verringert, der Weg zum gegnerischen Tor aber vergrößert wird. Durch die großen Abstände zum eigenen und gegnerischen Tor sollte die Abwehr- und Angriffsreihe ein gutes Tempo und ein gutes Antizipationsvermögen mit sich bringen, um tiefe Bälle frühzeitig zu erkennen und erlaufen zu können. Die Mittelfeldspieler müssen ihre Zweikämpfe gewinnen und nach Balleroberung auf engem Raum schnell eine Lösung der Spielfortsetzung finden. Diese kann nach Spielphilosophie des Trainers entweder ein Ball in die Tiefe oder die Sicherung des Ballbesitzes sein.
Um das Mittelfeldpressing erfolgreich umzusetzen, muss das ballorientierte Verschieben und das Gefühl für die richtige Höhe der Mannschaft vielfach in Spielformen trainiert werden. Dazu kann der Trainer vor allem auch die Abschlussspiele im Training nutzen, die unter genauen taktischen Anweisungen zum Mittelfeldpressing durchgeführt werden sollten.